Bürgerpreis 2023: Thomas Köberle

Großer Freund der Natur geehrt: Der Bürgerpreis der Bürgerstiftung Mühlacker geht in diesem Jahr an Thomas Köberle, der sich mit Mitstreitern seit vielen Jahrzehnten für Tiere und Natur einsetzt. Auch OB Frank Schneider würdigt das Engagement des Preisträgers.

Die Stiftungsvorstände der Bürgerstiftung Mühlacker Martin Sailer (v.li.), Wolf-Dieter Fuchslocher und Elsbeth Rommel (re.) übergeben den Bürgerpreis 2023 im Jugendhaus ProZwo an Thomas Köberle (Mitte), der von seiner Frau Regina begleitet wird. Fotos: Fotomoment
Die Stiftungsvorstände der Bürgerstiftung Mühlacker Martin Sailer (v.li.), Wolf-Dieter Fuchslocher und Elsbeth Rommel (re.) übergeben den Bürgerpreis 2023 im Jugendhaus ProZwo an Thomas Köberle (Mitte), der von seiner Frau Regina begleitet wird. Fotos: Fotomoment

Mühlacker. Einmal mehr haben die Verantwortlichen der Bürgerstiftung unter Beweis gestellt, welche Bandbreite der 2011 erstmals verliehene Bürgerpreis abdeckt. Denn mit Thomas Köberle wurde ein leidenschaftlicher Streiter für Feldhase, Fledermaus, Fuchs, Amsel & Co. geehrt, wie Stiftungsvorstand Wolf-Dieter Fuchslocher in seiner Laudatio ausführte – und somit ist er der erste Preisträger aus dem Bereich des Umwelt- und Naturschutzes.

Im Beisein von Wegbegleitern, früheren Preisträgerinnen und Preisträgern sowie Personen aus der Stadtgesellschaft und musikalisch umrahmt von Schülerinnen und Schülern der Musikschule Gutmann wurde der Preis – eine Ehrennadel und ein Geldgeschenk – im Rahmen einer Feierstunde im Jugendhaus ProZwo an den 66-Jährigen übergeben. „Wir verneigen uns vor Menschen, die für ihre Ideale mit großem Einsatz eintreten und dabei kostbares einsetzen, nämlich Ihre Zeit“, beschrieb Fuchslocher den Ausgezeichneten als einen stillen Helden, der sich durch Taten auszeichne.

Thomas Köberle, geboren in Stuttgart, nach drei Jahren umgezogen nach Mühlacker, sei ein Ur-Schwabe und habe schon als Kind die Natur für sich entdeckt – zur Freude der Mutter auch mal mit der Folge, dass sich Ringelnattern unterm Bett und Laubfrösche im Einmachglas zur Durchführung des Experiments befanden, ob diese kletternd tatsächlich das Wetter vorhersagen. Der Eintritt bei den „Georgspfadfindern“ sei unausweichlich gewesen. Köberle sei 15 Jahre mit Leib und Seele dabei gewesen, habe Zeltlager geleitet und habe beim Projekt „Pfadfinder trotz alledem“ Inklusion gelebt in Zeiten, als dieser Begriff für fast alle noch ein Fremdwort gewesen sei.

„Die Natur schärft den Blick auf vieles andere“, zitierte Fuchslocher den Preisträger, dessen beruflichen Werdegang er im Folgenden skizzierte. Auf Schule, Gärtnerlehre, Praktikum in der Wilhelma, Zivildienst folgte das Studium der Landschaftsökologie. Ein Aufenthalt im brasilianischen Regenwald, währenddessen er sinnlose Rodungen und ebensolche Bewässerungsprojekte erlebte, habe in Köberle die Erkenntnis reifen lassen, „das zu drehen, was man drehen kann“. Nicht irgendwo, sondern hier und jetzt an Ort und Stelle.

Als Macher vor Ort hat sich Thomas Köberle, der erst kürzlich in den Ruhestand ging und zuvor Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands Enzkreis war, in vielerlei Hinsicht hervorgetan. Er sei Mitbegründer der Ortsgruppe des BUND Mühlacker, ehrenamtlicher Streuobstwiesenberater, Mitinitiator des Apfelfests, Mitinitiator und Mitbetreiber einer Tierauffangstation, in der es nicht um Nashorn, Löwe und Co., sondern um einheimische Arten gehe, listete Fuchslocher auf und vergaß ebenso wenig das Engagement des Preisträgers für Hohlwiesen und Böschungen, Magerwiesen, die Initiative „Mühlacker summt“, den Biotopbau, bedrohte Vogelarten und die Amphibien, die es Jahr für Jahr zum Wullesee zieht. „Liebe Gäste, diese Auflistung ist nicht abschließend und würde sich noch endlos fortführen lassen“, betonte Fuchslocher. „Wohltuend ist, dass dabei nie die eigene Arbeit in den Mittelpunkt gerückt wird, sondern immer die Mitstreiter hervorgehoben werden.“

Das Ziel, Mensch und Natur zusammenführen, Jugendlichen die Natur näherbringen, verfolge Köberle seit Jahren mit seinem Bruder Klemens und weiteren Mitstreitern. Das Ergebnis sei die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Naturschule Stromberg, die mittlerweile jährlich von bis zu 1500 Jugendlichen und Erwachsenen besucht werde. „Wir müssen was für die Kinder machen, die Alten kriegen wir nicht mehr“, zitierte Wolf-Dieter Fuchslocher Thomas Köberle. Doch auch bei Erwachsenen bestehe Hoffnung. Und klar sei: „Unser Preisträger ist kein Pessimist.“ Dazu ein Teamplayer. Stets betone er, dass er alleine nichts hätte bewirken können, er auf zuverlässige Mitstreiter und Ideengeber angewiesen sei, die deshalb den Preis ebenso verdient hätten. „Ja, Sie haben Ihre Leidenschaft teilweise zum Beruf gemacht“, sagte Fuchslocher. „Diese Leidenschaft ging aber stets über den Beruf hinaus und besteht noch weiter. Wer Sie um Rat fragt, bekomme stets Antwort und Hilfe. Der Preis gilt nicht nur dem Menschen, sondern auch dessen Persönlichkeit und Authentizität.“

Eben diese Eigenschaften hatte auch Oberbürgermeister Frank Schneider in seiner Begrüßung hervorgehoben – noch ohne den Namen des kurze Zeit später Gewürdigten zu nennen. Vertrauensvoll, sachlich und gut sei die Zusammenarbeit gewesen, daher freute es den Rathauschef, dass Köberles Engagement durch die Verleihung des Bürgerpreises gewürdigt wurde.

„Das sind Nischen, in denen nicht viele unterwegs sind“, sagte der Geehrte bei der Preisübergabe, „und es ist manchmal auch anstrengend, wenn man nachts raus muss, um zum Beispiel ein Eichhörnchen aufzupäppeln – aber man wird immer dann belohnt, wenn einen die Tiere mit großen Augen anschauen.“ Köberle, der sich weiterhin nach seinen Möglichkeiten engagieren will, betonte, dass er nicht mit dem Bürgerpreis gerechnet habe.

Für den Preis seien auch in diesem Jahr zahlreiche Vorschläge eingegangen, hatte Elsbeth Rommel in ihrer Begrüßung gesagt und machte damit deutlich, dass der Bürgerpreis, der seit dem Jahr 2011 verliehen wird, längst zur festen Größe in der Senderstadt geworden ist.

Applaus für den Preisträger. Foto: Fotomoment
Applaus für den Preisträger. Foto: Fotomoment

(Mühlacker Tagblatt vom 16.06.2023, Text: Ramona Deeg, Fotos: Fotomoment)