Verleihung des Bürgerpreises 2019

Preisträger geht Dingen auf den Grund

Anerkennung für einen leidenschaftlichen Hobbyforscher: Der neunte Bürgerpreisträger Manfred Rapp (2. v. re., mit Ehefrau Jutta Hoffmann-Rapp) und das Vorstandstrio der Bürgerstiftung Mühlacker mit Wolf-Dieter Fuchslocher, Martin Sailer und Elsbeth Rommel (v. re.). Fotos: Fotomoment
Anerkennung für einen leidenschaftlichen Hobbyforscher: Der neunte Bürgerpreisträger Manfred Rapp (2. v. re., mit Ehefrau Jutta Hoffmann-Rapp) und
das Vorstandstrio der Bürgerstiftung Mühlacker mit Wolf-Dieter Fuchslocher, Martin Sailer und Elsbeth Rommel (v. re.). Fotos: Fotomoment

Wachsames Auge auf jede Baugrube: Bürgerstiftung Mühlacker zeichnet den Stadtführer und Hobbyarchäologen Manfred Rapp aus.

Der Heimatforscher, Hobbyarchäologe und ehrenamtliche Stadtführer Manfred Rapp ist bei einem Empfang am Donnerstagabend im Jugendhaus ProZwo mit dem Bürgerpreis der Bürgerstiftung Mühlacker ausgezeichnet worden.

Mühlacker. Der Inhaber des Dürrmenzer Naturkostladens „Grünes Blatt“ ist ein stiller Zeitgenosse, der viel zu erzählen hat. Was klingen mag wie ein Widerspruch, passt durchaus gut zusammen, wie Wolf-Dieter Fuchslocher in seiner Laudatio zum Ausdruck brachte. So unterschiedlich die bisherigen Preisträger auch seien, sagte das Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, so hätten sie doch eines gemeinsam: „Sie sind alles andere als redselig, sind verschwiegen, ja manchmal fast verstockt, befragt man sie nach ihrem Wirken und Engagement – obwohl sie dazu eigentlich keinen Grund haben.“

Uneitel und zurückhaltend: Der neunte Preisträger Manfred Rapp fügt sich, was die Charakterisierung durch Wolf-Dieter Fuchslocher betrifft, nahtlos ein in die Reihe der „Stillen Helden“, die seit 2011 von der Bürgerstiftung Mühlacker gewürdigt werden. Zu einer bekannten Größe in Mühlacker geworden ist Manfred Rapp nicht durch laute Töne, sondern durch die Akribie und Begeisterung, mit der er sich in mehrfacher Hinsicht für die Bewahrung des historischen Erbes einsetzt.

Als Geschäftsinhaber und Anbieter von regionalen Produkten steht der 64-Jährige, der die „Dürrmenzer Urfelder“ mit alten Getreidesorten angelegt und die waldensische Apfelsorte „Piemonteser“ neu ins Rampenlicht gerückt hat, für ökologischen Landbau und einen nachhaltigen, ursprünglichen Umgang mit der Natur. Doch die Faszination für vergangene Zeiten ist für den gelernten Fernmeldetechniker, der anschließend Grafikdesign studierte, bevor er 1981 das „Grüne Blatt“ eröffnete, nicht nur ein Aspekt im Beruf, sondern auch Antriebsfeder im ehrenamtlichen Engagement. In seinen Stadtführungen beschreibt er in der Manier eines geschulten Historikers die Geschichte von Industrie, Handwerk und Gastronomie in Dürrmenz und Mühlacker, begibt sich auf Spurensuche entlang der Eppinger Linie, erklärt, warum der Mühlehof gerade Mühlehof hieß, und blickt zurück auf die Entwicklungen an der Enz im Lauf der Jahrhunderte. Verblüffend für die Teilnehmer sind dabei die Detailkenntnisse, mit denen der Autodidakt aufwarten kann. „Ein Weggefährte“, so Wolf-Dieter Fuchslocher in seiner Ansprache, „beschreibt ihn als neugierigen, akribischen und leidenschaftlichen Menschen. Er selbst sagt, dass er das, was ihn interessiere, auch verstehen möchte.“ Dafür seien Ehrgeiz und Wille, Ausdauer und Beständigkeit notwendig.

Eigenschaften, mit denen es der begeisterte Hobbyarchäologe, der schon Anfang des Jahrtausends zum ehrenamtlichen Helferkreis auf dem Gelände der Villa rustica in Enzberg gehörte, bis zum ehrenamtlichen Beauftragten der Denkmalpflege gebracht hat. Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Historisch-Archäologischen Vereins gilt Manfred Rapp als die vereinsinterne Koryphäe, wenn es darum geht, vermeintlich unscheinbare Zeugnisse aus römischen und anderen Zeiten aufzuspüren und einzuordnen. Beispielhaft schilderte Wolf-Dieter Fuchslocher die Phase im Vorfeld der Gartenschau 2015. „Über die Bauzeit von zwei Jahren war unser Preisträger nahezu täglich an der Enz, immer auf der Suche nach Relikten“, beschrieb Fuchslocher, der gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Elsbeth Rommel und Martin Sailer die Auszeichnung überreichte, den Enthusiasmus Rapps. „Ein Paradebeispiel für Beharrlichkeit und die Bestätigung seines eigenen Anspruchs, nämlich seinen Wissensdurst zu stillen.“

Auf den Erdhügeln der Enzgärten-Baustelle entdeckte der Dürrmenzer Bruchstücke von Amphoren und Ziegeln aus verschiedenen Epochen, die während der Gartenschau gezeigt wurden und heute teilweise im Heimatmuseum zu bewundern sind. Ob im Enzvorland, auf der damaligen Baustelle für den Biomarkt an der Goethestraße oder an unzähligen anderen Schauplätzen: Manfred Rapp, so wurde unlängst zum 20-jährigen Bestehen des Historisch-Archäologischen Vereins erzählt, sei als Kenner der Materie an jeder Baugrube präsent, um eventuelle Fundstücke aus dem Untergrund zu retten. „Die Neugier, die ihm ein Weggefährte bescheinigt, findet Rückhalt in der Bemerkung des Preisträgers, dass er anhalte und nachsehe, wenn etwas auf einem Erdhaufen blinke“, brachte Fuchslocher die gewisse Portion Besessenheit, mit der Manfred Rapp seiner Passion frönt, auf den Punkt.

Die Bürgerstiftung belohnte beim Empfang im Jugendhaus, der traditionell von jungen Talenten der Musikschule Gutmann musikalisch umrahmt wird, einen Heimatforscher und Hobbyarchäologen mit Leib und Seele, und weil Manfred Rapp sein „profundes Wissen in Geschichte, Literatur, Archäologie und Biologie“, auf das der Laudator abhob, nicht für sich behält, sondern als Stadtführer und Autor von geschichtlichen Beiträgen mit anderen teilt, passt er nach Meinung der Stiftung hervorragend ins Anforderungsprofil des mit 500 Euro dotierten Bürgerpreises. Oberbürgermeister Frank Schneider dankte in seinem Grußwort dem „Aktivposten“, der mit seinem Einsatz das Leben in Mühlacker bereichere, und der Bürgerstiftung, die mit ihrer Preisverleihung die „stillen Helden“ würdige.

Das Preisgeld will Manfred Rapp, wie er verriet, wiederum in sein Hobby Geschichte investieren. Ende August werde er bei einem historischen Schauspiel, angesiedelt zwischen den Stationen Gaildorf und Weinsberg, den Dichter, Juristen und Politiker Ludwig Uhland spielen, der ihn als Persönlichkeit fasziniert. Dafür lasse er sich ein Kostüm maßschneidern, und diese Investition, deutete er an, könnte wiederum den historisch interessierten Kreisen in der Heimatstadt Mühlacker zugute kommen: Geplant seien Führungen zur Epoche der Romantik in authentischem Gewand.

(Mühlacker Tagblatt vom 17. Mai 2019, Text: Thomas Eier, Foto: Fotomoment)