„Einer der schönsten Plätze Mühlackers“

Interview: Wolf-Dieter Fuchslocher, Vorstand der Bürgerstiftung Mühlacker, spricht über das neue Areal für Kinder an der Burg, über das Arboretum und darüber wie seine gemeinnützige Institution durch die Corona-Krise gekommen ist.

Wolf-Dieter Fuchslocher
Wolf-Dieter Fuchslocher

Mühlacker. Oberhalb des Burgareals hat die Bürgerstiftung Mühlacker mit dem neuen Spielplatz und dem Arboretum weitere Akzente gesetzt. Vor wenigen Jahren haben die Bürgerstiftungsverantwortlichen um Vorstand Wolf-Dieter Fuchslocher dort auch schon den Denkpfad etabliert. Alle diese Projekte sind nicht nur zeitaufwendig, sondern müssen auch finanziert und anschließend gepflegt werden. Das ist mit viel Aufwand verbunden. Außerdem soll dieses Jahr wieder der Bürgerpreis verliehen werden. Wer als zehnter Preisträger ausgezeichnet wird, entscheidet sich nächste Woche. Dann trifft sich der Stiftungsvorstand. Die Öffentlichkeit erfährt es aber erst bei der Verleihung im September.

Spielgrundeinweihung und Bürgerpreisverleihung: Wie wichtig ist es für die Bürgerstiftung, nach einem Jahr Corona-Zwangspause wieder öffentlich in Erscheinung zu treten?

Natürlich ist positive Außenwirkung enorm wichtig. Glücklicherweise hatte die Corona-Zwangspause keine gravierenden Auswirkungen auf unsere Arbeit im internen Kreis der Stiftung. Wir haben den Spielgrund und das Arboretum intern vorangetrieben. Dabei wurden wir glücklicherweise medial unterstützt durch regelmäßige Berichte im MT. Jetzt sind wir natürlich einfach nur glücklich, die Eröffnung des Spielgrunds in einem größeren Kreis gebührend zu feiern, und hoffen, dass unser nächster Bürgerpreisträger ebenso in gebührendem Rahmen gewürdigt werden kann.

Natürlich hat die Bürgerstiftung vergangenes Jahr nicht nichts gemacht. Erzählen Sie doch mal in wenigen Sätzen, womit Sie sich beschäftigt haben.

Wir haben uns sehr intensiv mit unseren beiden großen Projekten Arboretum und Spielgrund beschäftigt. Beide Aufgaben sind herausfordernd. Es wurden viele Gespräche geführt, Aufträge abgestimmt und erteilt. Darüber hinaus hielten wir engen Kontakt mit unseren Stiftern und Spendern. Natürlich arbeiten wir auch an der Fortentwicklung unseres Denkpfads, wie zum Beispiel an der Gestaltung neuer Fragen. Leider beschäftigt uns auch der Vandalismus und die Beseitigung der Folgen.

Viele Vereine leiden unter den finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wie ist das bei der Bürgerstiftung?

Wir können nicht verlässlich abschätzen, ob die Spendenflüsse ohne Corona-Pandemie größer gewesen wären. Dank der medialen Begleitung unserer Projekte in der Presse sind wir im Großen und Ganzen zufrieden und arbeiten daran, dass sich möglichst viele Menschen aus Mühlacker mit unseren Projekten identifizieren und diese unterstützen.

Wie hat sich die Zahl der Stifter und Spender im vergangenen Jahr entwickelt?

Die Zahl wächst ständig, wenngleich mit Luft nach oben. Wir freuen uns über jeden, der sich bei uns in der Stiftung einbringt, ob als Stifter, als Spender oder mit Ideen. Die zuletzt durchgeführten und noch laufenden Projekte stimmen uns hoffnungsfroh, dass sich die Bürger von dem erwünschten Ziel angesprochen fühlen. Gleichwohl müssen wir uns hierüber noch zusätzliche Gedanken machen. Die Projekte sind schließlich mit einem hohen Aufwand verbunden, sowohl zeitlich als auch finanziell.

Was versucht die Bürgerstiftung, um weitere Spenden zu akquirieren?

Natürlich ist es enorm wichtig, dass wir uns öffentlich präsentieren, sei es über unsere sehr informative Homepage oder über Presseberichte. Im Mittelpunkt stehen hierbei natürlich unsere Projekte. Nur so können wir die Menschen erreichen und sie von unseren Zielen überzeugen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dann, wenn wir Projekte starten und Menschen gezielt ansprechen, diese auch Bereitschaft zeigen, sich dafür zu engagieren, in welcher Form auch immer.

Zurück zum Areal rund um die Burg: Welchen Stellenwert hat die Einweihung des Spielgrunds an der Burg für die Bürgerstiftung?

Das Areal hat für uns einen herausragenden Stellenwert. Ist dieses doch einer der schönsten Plätze in Mühlacker. Sozusagen Natur pur. Einen solchen Platz sinnvoll zu beleben, sei es als Spielgrund oder Arboretum, ist zum einen eine große Herausforderung, zum anderen bereitet dies uns allen auch einfach Freude.

Wenige Wochen nach der Fertigstellung gab es den ersten Fall von Vandalismus. Haben Sie damit gerechnet?

Mit so etwas muss man leider immer rechnen. Wir haben diese Vorkommnisse intern besprochen und sind einhellig zum Ergebnis gekommen, dass wir uns von unserem Engagement nicht abhalten lassen. Dies wäre im Übrigen auch ein schlechtes Zeichen an diejenigen, für die Gemeinwohl offensichtlich ein Fremdwort ist.

Wie steht es um das Arboretum?

Das Projekt Arboretum geht Ende dieses Jahres/Anfang nächsten Jahres auf die Zielgerade und wird dann mit einem kleinen Bürgerfest gebührend eingeweiht. Ein Spaziergang über das Areal lohnt sich schon jetzt. Alle, die schon lange nicht mehr auf dem Burggelände waren, erkennen auf den ersten Blick, wie toll sich das Gebiet entwickelt hat.

Sie haben nach Baum-Paten für alte Obstbaumsorten gesucht. Haben Sie genügend gefunden?

Stand jetzt ist die Baumpatenschaft sehr gut angekommen. Selbst wenn wir alle Patenschaften vergeben hätten, so ist es für uns kein Problem, den einen oder anderen Baum nachzupflanzen.

Im Moment läuft die Ausschreibung für den Bürgerpreis. Gibt es schon erste Rückmeldungen?

Wie bei allen unserer Ausschreibungen für den Bürgerpreis gibt es auch dieses Jahr eine Vielzahl von interessanten Vorschlägen. Die Entscheidung fällt uns schwer, da alle Vorschläge es verdient hätten, entsprechend gewürdigt zu werden. Am 19. Juli werden Vorstand und Stiftungsrat darüber befinden, wer den Preis dieses Jahr erhalten soll, den wir dann am 22. September um 19 Uhr im ProZwo überreichen werden.

Wie wichtig ist es, diesen Preis nun schon zum zehnten Mal zu verleihen?

Es ist natürlich sehr wichtig. Deshalb haben wir es sehr bedauert, den Bürgerpreis 2020 nicht vergeben zu können, weil wir der Auffassung waren, dass eine rein virtuelle Preisübergabe mit der damit verbundenen Distanz den Preisträgern nicht gerecht wird. Deshalb hoffen wir, dass es am 22. September klappt. In diesen Zeiten müssen wir einfach optimistisch sein. Die jeweiligen Vergaben und Ausschreibungen haben gezeigt, dass es viele „stille Helden“ in unserer Bürgergemeinschaft gibt, die alle eines auszeichnet: nämlich viel Gutes tun und nicht darüber reden. Gerade solche Menschen haben es verdient, entsprechend hervorgehoben und gewürdigt zu werden, was Sinn und Zweck des Bürgerpreises ist.

Mit dem Spielgrund ist ein großes Projekt abgeschlossen. Was hat sich die Bürgerstiftung als nächstes vorgenommen?

Neben dem Projekt Spielgrund, welches wir nun abschließen, haben wir ein weiteres Projekt, nämlich das Arboretum, das ich bereits angesprochen habe. Dieses wird uns noch bis zur Einweihung im nächsten Jahr begleiten. Auch ist es so, dass Projekte nie in Gänze abgeschlossen sind. Ich erinnere nur an den Denkpfad. So wird uns das Arboretum auch nach dessen Einweihung weiter beschäftigen.

Dessen ungeachtet setzen wir uns natürlich zusammen und suchen nach weiteren sinnvollen Projekten. Jedes Projekt erfordert bereits in der Entwicklungsphase planerischen Aufwand. Erst danach kann man damit in die Öffentlichkeit gehen.

(Mühlacker Tagblatt vom 17.07.2021, Interview: Ramona Deeg, Foto: Archiv)