Mühlacker. Tulpenbaum, japanischer Schnurbaum und Urwelt-Mammutbaum: So heißen drei von 40 Bäumen, die die Bürgerstiftung im Rahmen ihres Arboretum-Projekts für das Areal oberhalb der Burgruine Löffelstelz gekauft hat. Die Pflege liegt in der Verantwortung der Stadt. Um die rund 20 Obstbäume, die von Baum-Paten mitfinanziert wurden, kümmert sich der Obst- und Gartenbauverein. Gemeinsam, verdeutlich dieses Projekt, lässt sich eben vieles umsetzen, und dieses Zusammenwirken wird auch bei einer Führung über das Gelände deutlich. Initiator Frank Händle von der Bürgerstiftung betont, wie wertvoll die Hilfe von Petra Herrling vom Grünflächen- und Tiefbauamt der Stadtverwaltung Mühlacker gewesen sei. Und sie erwidert, dass sie für die Initiative an sich sehr dankbar sei.
Zum Gesamtkonzept des Arboretums gehört zudem ein „Spielgrund“ sowie eine Blumenwiese. „Ursprünglich war das Projekt auf drei Jahre angelegt“, erläutert Frank Händle. Doch die Bürgerstiftung und ihre Partner nehmen sich ein Jahr mehr Zeit. „Nächstes Jahr soll es zur Übergabe an die Stadt ein Fest geben“, kündigt Händle an.
Dass die neuen Bäume, Sträucher, Stauden und Aussaaten dem Areal oberhalb der Burgruine Löffelstelz eine neue Qualität verleihen, ist einem Spaziergang im Jahr 2017 zu verdanken. Bei einer Begehung des Denkpfads, der ebenfalls von der Bürgerstiftung initiiert wurde, sei aufgefallen, dass das Gelände dringend eine Aufwertung benötige. „Ich hatte mich bereits mit Arboreten beschäftigt“, erzählt Frank Händle über die – laut Definition – „parkähnlichen Ansammlungen verschiedener Gehölze“. Also wurde ein konkreter und auf die Verhältnisse vor Ort angepasster Vorschlag ausgearbeitet. Dieser wurde von der Stadtverwaltung und den Gemeinderatsfraktionen einhellig begrüßt. „Das ist ja nicht immer der Fall“, freut sich Händle. Einige Fraktionen hätten das Projekt nicht nur ideell, sondern finanziell mit einer Spende unterstützt.
Wichtig bei der Auswahl der Bäume sei gewesen, dass sie möglichst hitzeresistent sind und den Klimawandel gut wegstecken. Das sei in den allermeisten Fällen auch gelungen. Einige Experimente, sagt Petra Herrling ohne Umschweife, seien jedoch missglückt. Außerdem war den Projektbeteiligten wichtig, Bäume und Pflanzen auszuwählen, die die Bienen das ganze Jahr über gut mit Nahrung versorgen. „Je nach Reifegrad des Volkes sind andere Futterquellen wichtig“, erläuterte Herrling über die schwarz-gelben Honiglieferanten. Entsprechend sei es nicht ganz trivial gewesen, eine für Bienen, Schmetterlinge und Insekten abgestimmte Blühwiese anzulegen, verrät die Expertin der Stadtverwaltung. Für die rund 30 Teilnehmer an der Führung hat sie noch einen ganz praktischen Tipp parat: „Wenn Sie Lavendel pflanzen wollen, organisieren Sie sich unbedingt den echten französischen, denn an den gehen die Bienen dann auch wirklich ran.“ Die Lavendelpflanzungen im Arboretum seien abhandengekommen. Obwohl es keine klaren Beweise gibt, glauben die Verantwortlichen nicht an tierische Diebe, sondern haben menschliche Langfinger im Verdacht.
Damit das Arboretum und damit der gesamte Bereich rund um die Burgruine von allen Altersklassen gut angenommen wird, soll die parkähnliche Anlage künftig auch Schulklassen als Bildungsort dienen. Konkret kann sich Herrling vorstellen, dass Schüler die Besonderheiten und Unterschiede verschiedener Bäume erfahren könnten. „Wir sind in der Stadt bei der Artenauswahl nicht so gut ausgestattet“, erklärt sie. Entsprechend froh ist Herrling über die Möglichkeiten, die das neue Arboretum bietet.
Doch es war nicht einfach alle Bäume, die man sich für das Gelände gewünscht hat, auf dem Markt zu finden. „Wir standen mit 20 Baumschulen in Kontakt, am Ende hat sich eine herauskristallisiert, die wirklich verstanden hat, was wir wollen“, gibt sie Einblicke in die Planungsphase. Und mindestens in einem Bereich darf das Arboretum noch weiterwachsen: Die Bürgerstiftung würde sich über weitere Obstbaum-Paten freuen. Auf dem Feld wurden bisher rund 20 alte Obstsorten, zum Teil mit Waldenser-Bezug, gepflanzt. Doch die Möglichkeiten seien noch nicht ausgeschöpft, macht Frank Händle deutlich.
Wer noch eine Baumpatenschaft für das Burggelände übernehmen möchte, kann sich an die Bürgerstiftung Mühlacker wenden; entweder per E-Mail an info@buergerstiftung-muehlacker.de oder telefonisch unter der Rufnummer 07041/966218.
(Mühlacker Tagblatt vom 04.10.2021, Text u. Fotos: Ramona Deeg)
NACHGEFRAGT
Elsbeth Rommel vom Vorstand der Bürgerstiftung Mühlacker freut sich darüber, dass der „Spielgrund“ an der Burgruine Löffelstelz von Eltern und Kindern so gut angenommen wird.
Im Sommer hat die Bürgerstiftung den Spielgrund an der Burg übergeben. Sind Sie mit seiner Nutzung zufrieden?
Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder auf dem Spielgrund unterwegs sind. Sie toben mit Geschwistern oder mit anderen Kindern und haben sichtlich Spaß an den unterschiedlichen Geräten. Wenn man sie quietschen und lachen hört, weiß man, dass der Spielgrund sehr gut angenommen wird und eine wirkliche Bereicherung für unsere Stadt ist.
Haben Sie von Eltern Rückmeldungen bekommen, wie Sie den Spielgrund finden?
Wenn wir auf dem Spielgrund mit den Eltern ins Gespräch kommen, dann wird uns immer wieder bekräftigt, wie schön es auch für die Erwachsenen ist, mit ihren Kindern zur Löffelstelz hochzulaufen und dabei ein Ziel zu haben. Auch die Eltern können ein wenig zur Ruhe kommen, wenn sie sich am Rande des Spielgrundes auf die gespendeten Bänke setzen und ihren Kindern beim Toben zuschauen.
Gab es auch Verbesserungsvorschläge?
Bislang werden die Geräte erst einmal ausgiebig getestet und erprobt. Sollte es wirklich Verbesserungsbedarf geben, dann freuen wir uns, wenn sich die Eltern bei der Bürgerstiftung melden. Sehr gerne nehmen wir ihre Vorschläge auf.
Mussten Sie schon Verwüstungen oder Vandalismus beklagen?
Der Spielgrund strahlt so eine wunderschöne Atmosphäre aus. Das spüren sicher auch die Menschen, die gerne mal ihre überschüssige Energie an schönen Dingen austoben. Bislang haben sie einen Bogen um den Spielgrund gemacht. Das wünschen wir uns auch für die Zukunft, denn der Spielgrund soll Kindern Freude bereiten.
Die Fragen stellte Ramona Deeg.